Geplanter Börsengang in Singapur – eine fast märchenhafte Erfolgsstory die am 7.7.2008 abrupt beendet wurde
Teil 1:
Auswahl der Investment Bank und des Börsenplatzes: Ein Börsengang war aufgrund der dynamischen Unternehmensentwicklung im Jahr 2007 eine Option die vom Vorstand intensiv verfolgt wurde. Wie nachfolgend detailliert dargestellt wird, wurden im November 2007 die Weichen für einen Börsengang in Singapur mit Merrill Lynch, der führenden Investmentbank zum damaligen Zeitpunkt, gestellt.
Diese hatte bereits die damals wie heute bedeutendsten chinesischen Solarunternehmen Trina, Yingli und Renesola mit großem Erfolg auf dem Weg zur Börse begleitet und hatte daher ein außerordentlich erfahrenes Team. Dieses stellte den zukünftigen Börsenwert der Solrtec in einer Bandbreite von 800 Millionen bis 1,5 Milliarden € dar.
Am 9. Juli erschien eine Nachricht in der Business Times in Singapur mit der Information, dass die SolarTec AG aus Deutschland ein „Reverse takeover“ plane, das heißt die Verschmelzung mit einer anderen, bereits an der Börse notierten Gesellschaft. Das Angebot kam im Juni 2007 von einer im SGX Segment in Singapur börsennotierten Gesellschaft im Bereich der Mikroelektronik.
Diese Option war deshalb interessant, da eine Börsennotierung erreicht werden konnte, ohne den sehr aufwändigen und kostenintensiven Weg über ein eigenes IPO auf gehen zu müssen. Diese Pläne wurden jedoch deswegen nicht umgesetzt, da die Gesellschaft auf die verschmolzen werden sollte, lediglich einen Börsenwert von ca. 40 Millionen € hatte und dies deutlich unter den Werten lag, die die Investoren der SolarTec im Falle eines Börsengangs erwartet hätten. Realistische Chancen für einen „großen Börsengang“ kristallisierten sich erst ab ca. September 2007 heraus, als das Unternehmen nämlich durch den Bau von Solarkraftwerken eine große Dynamik hinsichtlich der Umsätze und Erträge erlebte.
Zu dieser Zeit wurde zum Beispiel das weltgrößte Solarkraftwerk geplant, das alleine im Jahr 2008 einen Umsatz von über 150 Millionen € erbracht hätte. Zudem wurden starke Aktivitäten in Asien in Angriff genommen worden, sodass sich dadurch die Möglichkeit eröffnete, an einem asiatischen Börsenplatz einen Börsengang erfolgreich in Angriff nehmen zu können. So lagen denn auch die konkreten Angebote, die von den Emissionsbanken Merrill Lynch, UBS, Credit Suisse, HSBC und anderen gegen Ende 2007 vorgestellt wurden, alle zwischen 600 Millionen bis 1,5 Milliarden €.
Diese aus heutiger Sicht (angesichts der Probleme der Solarbranche) fast märchenhaften Angebote lassen sich anhand der übermittelten Unterlagen belegen. Umso tragischer ist es, dass durch die Entlassung von Dr. Merkle diese Möglichkeit eines Börsengangs am 7.7.2008 abrupt beendet wurde. Am 14. September 2007 eruierte der Geschäftsführer der Tochterfirma in Singapur Teo Guan H. (nachfolgend H.) mit UBS zum ersten Mal die Möglichkeit einer Kooperation. UBS zeigte sich sehr interessiert („we are extremely keen to start a dialogue“) und H. eruierte mit den führenden Investmentbanker der UBS die Möglichkeiten eines Treffens im Zusammenhang mit der nächsten Reise von Dr. Merkle nach Singapur am 8. Oktober.
Er verschob das Treffen aber dann auf den 19.11.2007, um neben der UBS auch mit Merrill Lynch und Credit Suisse sowie mögliche weitere Banken für das IPO zu gewinnen. Aufgrund dieser positiven Signale übersandte Dr. Merkle an die Führungsmannschaft der SolarTec AG am Sonntag, 21.10.2007 die folgende E-Mail: wir haben wirklich die Chance, die erste Garnitur der IPO Banken für unseren Börsengang zu begeistern. Dr. P. antwortete bereits ca. 1 Stunde später:
Hallo Merkle, das ist eine tolle Chance, das sehe ich genauso habe Herrn B. am Freitag schon mal gebeten, den Businessplan (Prosateil) etwas anzupassen und werde mich mit ihm diese Woche nochmals drüber setzen. Den Planzahlenteil werde ich mir ab Dienstag vorknöpfen. Wir sollten uns aber in der Tat Montag oder Dienstag nochmals zusammensetzen, um konkrete Verantwortlichkeiten und Zeitpläne festzulegen.
Am 19. und 20. November fanden die seit Anfang Oktober konkret vorbereiteten Treffen mit den wichtigsten Investmentbanken im asiatischen Raum treffen in Hongkong statt. Am 20. November 2007 schreibt Dr. Merkle an die Mitvorstände sowie Hilmar P., den Vertreter der Bewertungsgesellschaft:
Betreff: Bericht aus Hongkong, hatte gestern und heute drei wichtige Meetings: 1. Merrill Lynch (19. November): ein hochkarätiges Team (sechs Manager, der 7. Manager, Tailor, Managing Director Asia kam zum Lunch) war versammelt und wir hatten einschließlich Lunch fast 5 Stunden intensive Diskussion.
Unser Unternehmen wird in einigen Bereichen ähnlich wie Trina eingestuft, mit allerdings noch größerem strategischem Potential. Bewertung (Trina) beim IPO ca. 500 Millionen $, heute ca. 1,3 Milliarden US $. Unser Potenzial wurde für das IPO mit einer Spanne von 1,5 bis 2,5 Milliarden US $ eingestuft. Die richtige Wertsteigerung sollte aber nach dem IPO kommen.
Das USP unserer Gesellschaft ist eindeutig die Glas- und TCO Kapazität die als hervorragende strategische Option gesehen wird. Dies ergaben eigene Recherchen von ML. Auf Nachfrage haben alle Firmen die Dünnfilminvestments vorhaben zugegeben, dass Glas und TCO ein Engpass werden! Für Trina hat ML ca. 500 Millionen eingesammelt, davon nur ca. 100 Million beim IPO. Singapur hat im Corporate Finance Bereich immens aufgeholt.
Bei privaten Investments liegt es inzwischen vor der Schweiz. Viel Geld aus den Golfstaaten sucht hier einen Hafen. Für IPO empfehlenswert,
Tendenz trotzdem für Nasdaq da dort Bewertungen höher, bessere Coverage bei den Analysten besteht und vor allem das Aftermarket Geschäft viel größer ist. Viele Fonds dürfen nur in US gelisteten Gesellschaften investieren, scheiden also für SGX (Singapore Exchange) Gesellschaften aus.Nach mehreren Aussagen besteht wohl die Tendenz in den USA die Reportingpflichten zu lockern! Unser Wunschtermin Ende Juni wurde selbst für ein Nasdaq IPO als machbar angesehen! Beim Mittagessen bekräftigte der Managing Director Sheldon Taylor, dass ML selber in eine Pre-IPO Finanzierung investieren würde. Eine solche spontane Zusage ist eher selten. Hatte jedoch gleich einen sehr guten „Draht“ zu allen Mitarbeitern des Teams.
Das nächste Treffen mit einem weiteren Direktor wurde bereits für kommenden Samstag in Singapur (Frühstück) angesetzt.
2. UBS (Nov. 19)
Das 2. Treffen mit UBS hob sich dagegen als schwächer ab. Das Gespräch führte die Direktorin Investmentbanking ….
3. Credit Suisse (November. 20)
Auch beim heutigen Meeting war Credit Suisse mit 4 hochkarätigen Direktoren bestens vertreten. Neben den schon bekannten MA der Direktor Asia Investmentbanking Vikram M., der deutschstämmige Jan M., Direktor Technology Coverage und Keiran C., Vice-President Investmentbanking. Nach der Vorstellung und intensiven Diskussion der Möglichkeiten von Credit Suisse (siehe das ausführliche Exposé) haben wir Details der Vorteile der verschiedenen Börsen diskutiert.
Auch hier war der Tenor, dass der Börsenplatz des IPO bei einem starken Unternehmen wie der SolarTec AG (deren Aussage) keine entscheidende Rolle spielt. Die Präsentationen und die 2-wöchige Roadshow trifft alle bedeuten denn Investment Manager weltweit. ……..
Fazit der drei Gespräche: Präferenz zu Gunsten Merrill Lynch.
Werde diese für ein weiteres Gespräch zur Verhandlung der konkreten Bedingungen für pre-IPO Finanzierung und IPO für kommenden Samstag nach Singapur einladen.
Viele Grüße Dr. Merkle
Erst nach diesen Gesprächen war somit hinreichend klar, dass ein Börsengang realistische Chancen hatte, den von den Aktionären, insbesondere von der mit 25 % beteiligten Fondsgesellschaft F & V erwarteten hohen Wert für das Unternehmen (250 Millionen € wurden in deren Börsenprospekt im Rahmen der Prognoserechnung für den Anleger zu Grunde gelegt) zu generieren.
In den folgenden Tagen wurden weitere Details für einen Börsengang besprochen und daraufhin am Samstag, 24. November 2007, bei der oben schon dargestellten Einladung des Merrill Lynch Teams durch Dr. Merkle (in dem berühmten Raffles Hotel) der Vertrag unterzeichnet.
Das bei dieser Gelegenheit entstandene Foto wurde zusammen mit der Nachricht als News an alle Aktionäre verbreitet und dem Newsletter ebenfalls dargestellt.
Auf diese Nachricht hin erschienen mehrere Presseberichte und auch ein Fernsehinterview über das H. sich am 3.12.2007 mit der Mediacorp in Singapur abstimmt.
An diesem Tag fand weiterhin eine Telefonkonferenz mit Investoren in Singapur statt, die bereit standen, weitere Mittel zu investieren (zum Beispiel Hupomone).